Ankern in der Bucht
Es gibt kaum etwas Schöneres, als in einer einsamen Badebucht vor Anker zu liegen und einfach Sonne, Strand und Meer zu genießen - doch um dies wirklich sorglos tun zu können, ist vor allem ein sicherer Ankerplatz nötig.
Vorbereitungsphase:
Wenn Ihnen ihrer Zielbucht unbekannt ist, holen Sie sich die nötigen Informationen am besten schon bevor sie aufbrechen, es könnte sein, dass widrige Umstände ein anderes Ziel erfordern.
- Karte und Hafenhandbuch konsultieren: Wie sicher ist die Bucht? Wassertiefen? Nach welcher Richtung ist sie offen?
- Untergrund: Sand, Kies, Felsen, Schlick?
- Wettervorhersage: Windrichtung muss stimmen, keinesfalls darf starker Wind in eine offene Bucht wehen!
- Erst nach der Einfahrt in die Bucht lassen Sie das Ankergeschirr klarieren, Anker losbändseln und kurzstag hängen.
- Jetzt beginnt die Suche nach einem geeigneten Platz: Wenn die Bucht nicht voll ist, richten Sie sich einfach nach Wind, Tiefe und Untergrund.
Ansonten gibt es folgende Möglichkeiten an Komplikationen:
- Beschränkter Raum (Hafen, volle Ankerbucht, sehr kleine Ankerbucht) läßt einen nicht so viel Kette stecken, wie man eigentlich möchte. Starker Wind (Sturm, Fallwinde in einer Bucht mit hohen Bergen, Düseneffekt, Kapeffekt) erfordert hohe Haltekraft (viel Kette) und läßt das Boot unruhig liegen (Gieren vor Anker).
- Winddrehungen (Durchgang einer Front, Wetterwechsel) und wechselnde Strömungsrichtungen (Tidengewässer) verändern die Lage des eigenen Schiffes zu anderen Schiffen und zum Land.
Dies kann den Anker "aus dem Grund drehen". Schlechter Ankergrund (Schlick, Fels, Seetang, grober Kies oder Muscheln) läßt das Ankermanöver zu einem Lotteriespiel werden.
- Unreiner Ankergrund (andere Ankerketten, Mooringketten, Autowracks, Kabel zu Leuchttürmen und -tonnen, ...) läßt das Ankeraufholen zu einem Lotteriespiel werden.
- Steiler Ankergrund (Ankerbucht nahe an tiefem Wasser, Flussufer) ist eine oft unterschätzte und gefährliche Komplikation, die die Haltekraft des Ankers sehr stark beeinflußt.
- Wenn es Seegras gibt - erkennbar an dem dunklen Grund - schauen Sie mal, ob es weiße Flecken (das ist Sand) gibt. Suchen Sie den größten aus und platzieren den Anker genau da.
- Sind in der Bucht aber schon Plätze belegt, heißt es besonnen vorgehen: Sie können davon ausgehen, dass die besten Plätze schon weg sind. Bei den Booten kann man möglicherweise zwischen Ausflugsschiffen, Eigneryachten und Charterbooten unterscheiden:
- Ausflugsschiffe mit Touristen sind gegen Abend wieder weg. Sich dort in die Nähe legen, bringt vielleicht momentan Lärm, später aber dann eine ruhige Nacht.
- Eignerschiffe, sind oft schon ältere Boote (erkennbar an Zuatzausstattung wie Windgenerator, Beiboot in Davits etc).
Bei diesen Schiffen kann man damit rechnen, dass Eigner Erfahrung haben und der Anker zuverlässig hält. - Charterschiffe (sind oft neu) erkennt man daran, dass teure Zusatzausrüstung fehlt.
Achten Sie darauf, dass Sie genügend Platz zum Schwoien haben ohne mit einem Nachbarschiff oder einem Felsen zu kollidieren.
Durchführung:
- Fahren Sie gegen den Wind den Punkt an, wo der Anker liegen soll.
- Vermindern Sie die Fahrt immer weiter, bis Sie am Punkt zum Stehen kommen.
- Wenn das Schiff steht (oder leicht rückwärts läuft), gibt der Skipper das Kommando "Lass fallen Anker". Er teilt dem Ankermann auch die Wassertiefe mit, damit dieser weiß, wieviel Kette er geben soll.
- Jetzt in langsamer Rückwärtsfahrt die Kette fieren, so dass sie in einer geraden Linie zu liegen kommt.
- Legen Sie ruhig so viel Kette wie möglich, die fünffache Kettenlänge ist ein Märchen, das leider in vielen Lehrbüchern steht! Sieben- bis achtfach ist besser.
- Anker einfahren: Ist die Kettenlänge gesteckt, die Kette vorne belegen lassen, am besten über eine Klampe, um die Winsch zu entlasten. Dann ganz langsam zurück, bis der Schlammhakl die Kette spannt. Nun langsam immer mehr Power geben. Mindestens halbe Kraft, und das eine Minute lang. Deckpeilungen an Land machen: Wenn der Baum vorm Haus auswandert, hat der Anker nicht gehalten.
- Um die Ankerwinsch zu entlasten, kommt jetzt die "Teufelskralle" zum Einsatz: Die Kralle in die Kette einhaken, Ketter etwas einhlen und mit dem Tampen an einer Klampe belegen.
- Kontrollieren sie die Lage.
- Bei starkem Wind und beschränkten Platz ist ein Ankerreitgewicht nützlich: Es hält die Kette am Boden und dämpft das Einrucken des Schiffes.
- Jetzt gilt es eigentlich nur noch darauf zu achten, dass nicht irgendein Verrücker direkt vor Ihnen ankert. Deshalb ist es wichtig, alle Neuankömmlinge genau zu beobachten: Wo lassen sie fallen, wieviel Kette wird gesteckt? Haben sie den Anker eingefahren?
- Ankerwache ist nur dann angesagt, wenn der Platz wirklich ganz schlecht ist, das Ufer nah und die Felsen spitz.
Anker bergen:
- Maschine starten
- Teufelfalle entfernen
- Anker aufholen, wenn nötig bei starkem Wind mit Maschine unterstützen.
- Anker festbändseln
- Wenn sich der Anker verhakt hat oder eine andere Kette über Ihrer liegt, kommt jetzt der Ankerhaken oder wahlweise die Trippleine zum Einsatz.
Quelle: http://www.esys.org/esys/anker-strategie.html