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Auswahl des Ankerplatzes

 

Allgemein sollte vor Einleitung des Ankermanövers feststehen, welcher Ankerplatz belegt werden soll. Hierbei sind die Wasserströmung, die Windverhältnisse, der Ankergrund, die Wassertiefe und die Örtlichkeit hinsichtlich der Schifffahrtswege zu berücksichtigen. Ferner ist zu bedenken, wie viel Masse das Schiff hat und welche Anker sowie deren Anzahl ausgebracht werden müssen. Der Ankerplatz sollte möglichst wenig Widerstand bieten, von allen Seiten sichtbar sein und die Verkehrsteilnehmer nicht über Gebühr behindern (an manchen Stellen herrscht Ankerverbot). Beim Schwoien soll das Schiff klar von anderen ankernden Schiffen, von Tonnen, festen Strukturen und Untiefen bleiben.
In der Nähe vieler Häfen sind die Reeden von den örtlichen Behörden festgelegt und in der Seekarte ausgewiesen. Oftmals bekommt ein Seeschiff seinen Ankerplatz von der zuständigen Behörde oder dem Verkehrsleitsystem zugewiesen.

Wasserströmung
Man ankert im allgemeinen nur in strömungsarmen Gewässern, um dem Fahrzeug einen gewissen Halt gewährleisten zu können.

Wind und Seegang
Für Sportboote gilt: Man ankert grundsätzlich nur bei ablandigem Wind (Windschatten und im Lee der Küste). Dabei ist zu beachten, dass sich der Wind drehen kann. Bei auflandigem Wind dreht das Schiff um den Anker mit dem Radius der Kettenlänge zum Ufer. Die Wassertiefe nimmt ab und die Gefahr einer Grundberührung zu. Ebenfalls nimmt durch die längere Anlaufstrecke des Windes über das Wasser der Seegang zu. Mit jeder Welle wird die Kette gestrafft und der Anker stark belastet. Dadurch verschiebt er sich in Richtung Ufer oder reißt aus und das Schiff strandet. Bei drehendem Wind und zunehmendem Seegang ist also rechtzeitig ein neuer sicherer Ankerplatz zu suchen.
Auf Seeschiffen kann es unvermeidlich sein, auch bei auflandigem Wind zu ankern. Die Brücke muss während der Ankerliegezeit permanent besetzt sein (Ankerwache) und die Maschine ist zum sofortigen Einsatz klar zu halten, wenn sich eine Wetterverschlechterung abzeichnet. Der Wachoffizier muss ständig den Schiffsort kontrollieren, um ein eventuelles Vertreiben sofort festzustellen. Ist ein Vertreiben erkennbar, so muss entweder mehr Kette gesteckt werden, oder es muss der Anker gehievt und der Ankerplatz verlassen werden. Mit vorsichtigen Maschinenmanövern können Kette und Anker etwas entlastet werden, jedoch kann dies nur eine vorübergehende Maßnahme sein bis der Anker eingehievt ist!

Wassertiefe
Ankern ist nur möglich, wenn die Ankerkette in Bezug auf die Wassertiefe ausreichend lang ist. Entscheidend ist der Winkel zwischen gestreckter Ankerkette und Ankergrund: je flacher desto besser. Deshalb muss die gesamte Kette mindestens fünfmal so lang sein wie die Wassertiefe. Wird statt einer Kette eine Leine verwendet, muss die Leinenlänge mindestens die zehnfache Wassertiefe aufweisen. Eine Möglichkeit der Reduzierung der Ketten- oder Leinenlänge (bei gleichbleibend flachem Winkel am Anker) ist die Verwendung eines Reitgewichtes, welches auf der Ankerleine verschiebbar (beispielsweise mit einem Schäkel) befestigt wird.
Auf Seeschiffen kommt es gelegentlich vor, dass der Anker auf zu großer Wassertiefe geworfen wird und später nicht wieder eingehievt werden kann, weil die Kraft des Ankerspills für das kombinierte Gewicht von Anker und Kette nicht ausreicht. Die Klassifikationsgesellschaften schreiben eine Zugkraft vor, die ein Einhieven von Anker und Kette bei 50 m gewährleistet. Man sollte es deshalb vermeiden, auf größeren Tiefen zu ankern.
Bei größeren Wassertiefen soll man den Anker nicht von Anfang an fallen lassen, da er sonst zu viel Geschwindigkeit aufnimmt und beim Aufprall am Grund beschädigt werden kann. Ab etwa 30 m Wassertiefe ist es sicherer, den Anker zunächst mit dem Spill auszuhieven bis er etwa 10 m über Grund ist, und dann erst das Spill auszukuppeln und den Anker den Rest des Weges fallen zu lassen.

Ankergrund
Je nach Art und Beschaffenheit des Grundes bieten die Ankerarten unterschiedlich guten Halt:

- Schlamm (Schl.) war früher gänzlich zum Ankern ungeeignet (keine Haftung für Stockanker)
- Schlick (Sk.) hat einen sehr schlechten Haftgrund und war früher für längeres Ankern ungeeignet (Stockanker sinkt zu tief ein)
- Kies (K.) und Steine (St.) gelten als schwierig bis ideal, je nach Korngröße der Steine, respektive des Kieses und Beschaffenheit des Ankers
- große Steine (g. St.) sind problematisch, da sich der Anker verkeilen und nur schwer aufgebracht werden kann
- Ton (T.) ist ein guter Grund, da er gleichförmig zusammengesetzt ist und große Porosität hat
- Sand (Sd.) ist der beste Ankergrund.

Die Beschaffenheit des Grundes ist in der Seekarte bezeichnet.

Quelle: http://de.wikipedia.org